Grundidee
Virtuelle Modelle schaffen bereits heute in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen die Grundlage zur Lösung vielfältiger Fragestellungen. Neue Stadtviertel werden virtuell erlebbar, digitale Fabriken produzieren bereits vor dem ersten Spatenstich virtuelle Produkte, Piloten trainieren virtuell riskante Flugmanöver, Mediziner planen und trainieren virtuell komplizierte Eingriffe, Forstmaschinenführer trainieren virtuell die optimale Holzerntetechnik. Gleiches gilt für den Anwendungsbereich „Wald und Holz". Anwendungen wie Forstinventur und -planung, Hiebsplanung, Optimierung der Ernte- und Abrechnungsprozesse, Verbesserung der Holzlogistik, Bewertung von Schadensereignissen, usw. benötigen eine realitätsnahe virtuelle Abbildung des realen Waldes.
Aus diesem Grund holt der Virtuelle Wald den „Wald in den Computer". Im Rahmen dieses Projekts werden die Voraussetzungen für den Aufbau einer einzigen, zentralen, den Wald in NRW flächig beschreibenden Datenbank – der Virtuelle Wald – aufgebaut. Diese enthält eine mathematische Beschreibung biologischer (z.B. Bestockungsgrad und Brusthöhendurchmesser) und technischer (z.B. Wegenetz und Liegenschaften) Aspekte des realen Waldes in unterschiedlichen Detaillierungen (z.B. Bestandes- und Einzelbaumsicht) und definierter Genauigkeit. Alle abzuspeichernden „Erkenntnisse" über den Wald in NRW finden Eingang in diese Datenbank, alle Arbeitsprozesse im Wald sollen möglichst automatisch zum Aufbau und zur Pflege dieser umfassenden Waldbeschreibung beitragen.
Mit diesen Zielen steht der Virtuelle Wald im Zentrum umfangreicher Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftszweiges „Wald & Holz". Insbesondere im Hinblick auf die Überwindung der Strukturschwächen bezüglich des Kleinstprivatwaldes (Beispiel NRW: von den ca. 900.000 ha Waldbesitz befinden sich ca. 600.000 ha in Privatbesitz, davon sind ca. 400.000 ha Kleinstprivatwald mit 0,5 bis 1,5 ha pro Eigentümer) schafft der Virtuelle Wald die informationstechnische Basis für die Kompensation der Zersplitterung des Kleinstprivatwaldes und die Mobilisierung der Kleinstwaldbesitzer. Der Virtuelle Wald legt die Grundlage für die von Fall zu Fall sowohl betriebswirtschaftlich als auch volkswirtschaftlich gewinnbringende Zusammenfassung unterschiedlicher Wirtschaftseinheiten des Waldes und damit die Bewirtschaftung von größeren Holzmengen zu geringeren Kosten.